1997
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Ein ganz normaler Samstag im Juli. oder doch nicht ? Neu, ein ganz normaler Samstag sollte es nicht werden, zumindest nicht für 22 Mitarbeiter der Bank. Denn für sie hieß es, der Countdown für die Operation Task Force, äh nein, das ist wieder etwas anderes, sondern Drachenbootregatta läuft. Nach 5 Monaten Einstimmungszeit sollte es endlich losgehen. Jede Neuigkeit während der Vorbereitungsphase zog fast automatisch hitzige Diskussionen hinter sich. Alle Gerüchte, Meinungen und Fragen hier aufzuzählen würde sicherlich jeden Rahmen sprengen. Aber der Chronistenpflicht wegen kann und ich will ich nicht Alles unter den Teppich faulen lassen.
Vorausgeschickt werden muß nun, daß trotz aller Fachsimpelei es ein Jeder doch geschafft hat, seine tägliche Arbeit zu erledigen. Anderes ist mir jedenfalls nicht zu Ohren gekommen. Die häufigste Frage war bestimmt wievielter wir denn werden, oder kann ich meine Frau und meine Kinder mitbringen. Als die Teilnehmerliste bekannt wurde, gingen die wildesten Spekulationen in Umlauf. Wird der Container Hafen 20 Schwarzeneggers ins Feld schicken können, die ihre Container durch reine Muskelkraft von Punkt A nach Punkt B befördern können. oder schickt die Heinrich - Heine- Uni 20 olympiareife Ruder - Studenten zum Rennen. Wie stark sind die Muskator Werke ? oder ist das nur ein Deckname? Heißen die in Wirklichkeit Terminator Werke "? Kann ich meine Partnerin zur Abendfete mitbringen? Wenn ich gar keine habe, muß ich schnellstens alle mir bekannten Mädels ansprechen. wer mich begleiten kann. Sollte das Alles nicht fruchten, kann ich ja noch eine Kontaktanzeige aufgeben. Bei dieser kurzen Auswahl will ich es nun belassen.
Am Renntag wurde in der Straßenbahn mit 4 anwesenden Teammitgliedern noch der Schlachtruf "Hau weg" kreiert, der sich später aber als unbrauchbar erwies und in ,Wie kommen wir zusammen: Trocken; wie gehen wir auseinander: naß" umfunktioniert wurde. Andere Firmen hatten sich ganze Werbeslogans ausgedacht Aber das wußten wir ja vorher nicht.
Im Mannschaftszelt erhielt jeder Teilnehmer ein grünes Band der Sympathie, welches ihn durch den Aufdruck Teilnehmer" auch als solchen auswies. Zusätzlich bekam man einen kleinen Sack, vollgepackt mit niedlichen Souvenirs (T-Shirt, Handtuch, Mütze, Anstecknadeln), natürlich Alles mit dem Regatta Emblem drauf . Eine schöne Geste der Stadtwerke.
Um 11.30 Uhr fand in der Scheune eine Besprechung der Teamleiter statt. Ein Jeder mußte sich anwesend melden und erhielt den Rennplan. Details wurden geklärt. Interessant für Alle waren besonders die Preise. So erhielt der Sieger je 2 Eintrittskarten für Grease, der 2. je einen CD-Spieler und der 3. je ein Jahresabo für den Überblick. Auf die Frage eines verwirrten Teamleiters an Uli Eicke, wo denn die Nummern auf den Booten stehen würden, gab ich ihm ganz spontan die Antwort: Unten drunter natürlich. Recht entsinnen kann ich mich nicht mehr, aber das muß wohl de Teamleiter von Fortin oder C & A gewesen sein. Herr Müller von Forum war auch eingetroffen. Wir verabredeten eine Termin vor unserem ersten Rennen links neben der Bühne für ein Teamtoto.
Inzwischen hatte sich auch der Großteil des Teams im Zelt eingefunden und war bereits u(n)mgezogen. Nun sollte eine kurze Teambesprechung folgen. Leider kam die Eröffungszeremonie und das 1. Rennen dazwischen, welches sich ein jeder anschauen wollte. Als wir uns dann ein stilles Örtchen ,,vor dem stillen Örtchen" gesucht hatten, fehlten 3 Teammitglieder. Nach kurzer Ansprache wurde der neue Schlachtruf zu meiner größten Zufriedenheit eingeübt. Die ungefähre Sitzordnung wurde festgelegt. Doch ein Problem blieb immer noch ungelöst. Einer mußte im ersten Rennen aussetzen. Freiwillige traten nicht vor. Unter zur Hilfenahme des Betriebsrates gab es nur eine Lösung: Das Los. Es gab vier Leute, die an keinem Training teilgenommen hatten, das waren die Kandidaten. Da Herr Boll früher weg mußte. wurde er gesetzt. So erwischte es Jürgen Bauer, der den Kürzeren (Streichholz) zog. Nun kann er aber auch für sich in Anspruch nehmen, daß alleine seine Paddelkunst für eine Steigerung von 4 Sekunden gut ist.
Das 1. Rennen rückte immer näher. Herr Müller hatte inzwischen für seine Fotos umdisponiert und informierte mich, daß er unten am Kai auf einem Boot stehen werde. Das Team begab sich aber trotzdem zur vorher bestimmten Zeit links neben die Bühne. Gerade spielte die Partyband ,,Der Clou" auf. Fast alle nutzen die Zeit sich statt warm zu machen, warm zu tanzen. Mit Verlaub: Das war mit Sicherheit der stärkste Auftritt des Teams. Kurz danach betrat man das Boot und fuhr rechts entlang der Kaimauer Richtung Start. Die letzen Meter nutzen wir noch zum Training. Kaum einer war noch ansprechbar. Der Forum - Fotograf, Herr Buntenbach, wartete vergeblich darauf daß wir ganz langsam an ihm vorbeifuhren. Aber ich hoffe, er konnte trotzdem brauchbare Bilder machen.
Am Start machen noch uns mit dem Schlachtruf heiß. Doch der Startschuß dauert unendlich lange. Immer wieder müssen die Boote korrigiert werden. Und wir gehen ab wie die Feuerwehr. Wir liegen klar in Führung. Nur das Tempo können wir kaum durchhalten geschweige denn, einen Endspurt hinlegen. Auf den letzten 50 Metern kommt die rechte Seite völlig aus dem Takt und wir werden Letzter. Spätestens jetzt ist jedem im Boot klar, daß wir bei der Vergabe des Siegers kein Wort mitsprechen werden. Dementsprechend gekickt verlaßt das Team den Steg. Danach geht es wieder zum stillen Örtchen: Krisensitzung. Die Sitzordnung wird umgekrempelt. Alles Nichtrainierer kommen nach hinten. Nur 2 geübte Bootskortigierer verbleiben auf der letzten Bank. Der Takt wird noch einmal im Trockenen durchprobiert. Es klappt. Das Tempo wollen wir auch beim nächsten Rennen fahren. Vor allen Dingen dürfen wir nicht wieder aus dem Takt kommen. Was sich jetzt hier niedergeschrieben ruhig anhört, war in Wirklichkeit ein großes Chaos. Jeder redete durcheinander und es dauerte verdammt lange, bis wirklich jeder da stand wo er hin sollte. Einmal drehte ich mich für 30 Sekunden um, plötzlich war das Team verschwunden. Lockruf des Essens ? Ja gut, im Prinzip hatten wir alles besprochen. Hier wird der neue Teamleiter sicher noch Spaß bekommen.
In unserer Renngruppe hatten wir nur den vorletzten Platz erreicht. Das hieß aber auch: Wir haben eine lange Pause. Jeder konnte sich auf Kosten der Stadtwerke verpflegen. Wovon auch die meisten Gebrauch machten. Für das nächste Rennen galt die anderen T-Shirts anzuziehen. Zum Glück stand direkt vor unserem Tisch im Mannschaftszelt ein Zeitplan. Vorher hatten wir noch das Vergnügen. die gekenterten Fortin -Mühlenwerke, an unserem Nebentisch willkommen zu heißen. Die Unglücklichen durften sich aber wie Gladiatoren fühlen nachdem sie unter Jubelgesängen und Applaus patschnaß das Mannschaftszelt durchqueren mußten.
Jeder von uns hat jetzt Zeit, sich zu stärken und auf das nächste Rennen vorzubereiten. Inzwischen trifft Herr Radke von der BKK ein. Ein Foto in seinen" T-Shirts soll um 16 Uhr wieder links neben der Bühne entstehen. Inzwischen steigt die Stimmung im Zelt immer mehr. Genau im Gegensatz dazu wird das Wetter schlechter. Ein starker Wind kommt auf und es regnet. Bei manchem Rennen stellt sieh die Frage, ob nicht schon die zugelassene Windgeschwindigkeit überschritten ist. Zumindest glauben viele, daß die Teams. die jetzt dran sind, doch einen gewissen Vorteil durch den Rückenwind haben. Wenn man die Zeiten im Rückblick betrachtet kann das aber kaum belegt werden. Und gäbe es nicht C & A die Regatta wäre um einen Höhepunkt ärmer gewesen. Dieses Team wollte ganz normal starten und kippte beim Verlassen des Steges einfach um. Applaus und lautes Gelächter begleitete diese Aktion. So eilte jeder im Mannschaftszelt an die Fenster und konnte gerade noch sehen, wie ein Mann am Steg hing und 20 Leute im Wasser planschten. Der Trommler konnte sich gerade nach mit einem tollkühnen Sprung von seinem Sitz vor dem Naß retten. Nachdem auch der Trommler des Containerhafens über Bord ging, würde Obelix wohl sagen: "Die spinnen, die Trommler". Um 16 Uhr traten wir trotzt Regen zum Fototermin an. Einige hatten sich schon dick angezogen und blieben bis zum letzten Augenblick in der Scheune. So mußte Herr Radke noch einige Augenblicke warten; bis alle ausgezogen waren und im Nassen standen.
Danach folgten einige Biere zum Lockermachen in der Scheune kurz vor dem Rennen. Diese Maßnahme stimmte auch wieder den Wettergott gütig; wir konnten mit Naß nur von unten starten. Leider wiesen uns die Stadtwerke das Boot der Stadtsparkasse Wuppertal zu. Gefallen hat uns das nicht aber was sollten wir machen. Deswegen Amnestie International anrufen ? Forum - Fotograf Buntenbach stand mit am Steg, um uns abzulichten. Lediglich einer unserer Schlagmänner fehlte kurz vor dem Start. Er hatte sich kurz zuvor noch gestärkt und dann, wie es sich für einen echten Sportler gehört, den Magen entleert. Zum Glück schaffte er es bis zum Ablegen ins Boot zu kommen und mußte nicht hinterher-schwimmen.
Diesmal mußten wir gegen drei andere Teams antreten. Der Start zog sich ewig hin. Wir wurden immer per Lautsprecher als Deutsche Bahn aufgefordert vor- oder zurückzusetzen. Diesmal konnten wir unseren Takt halten. Aber wir wurden wieder nur Letzter. Das Tempo reichte nicht. Immerhin haben wir uns um 4 Sekunden gesteigert. Das gibt Hoffnung. Und hatten wir noch einen Lauf gehabt, eine weitere Bestzeit wäre die Folge gewesen. So müssen wir unseren ersten Lauf als das erste gemeinsame Training ansehen. So konnte man dem 2. Lauf doch noch etwas Gutes abgewinnen. Wobei aber gesagt werden muß, daß es den anderen Teams auch nicht besser ging. Immerhin hatten wir eine Frau mehr als gefordert im Boot. Für jede Frau weniger als vier gab es je eine Strafsekunde. So hatten wir eigentlich eine Bonussekunde bekommen müssen. Oder weiß noch jemand; wie viele Frauen im Siegerboot der Nowea saßen?
Noch ja; das ist jetzt sowieso egal. Beim Aussteigen ließen wir noch mal unseren Schlachtruf ertönen. Danach postierten wir uns auf der steilen Treppe für ein Mannschaftsfoto und ließen ein fröhliches ,,Ole, Super Deutsche Bank -- erklingen; welches auch den letzten Frust vertrieb.
Im Mannschaftszelt angekommen galt es wieder Essen fassen. Endlich konnten wir ans auch der Gerstenkaltschale widmen. Es standen nur noch die Finale aus. An dieser Stelle fehlte wieder ein Teammitglied. Gefunden wurde er auf der Toilette. Jeder dachte, er wäre schon nach Hause. Als der Betreffende hörte im Zelt gäbe es wieder Essen, legte n einen kurzen Zwischenspurt ein im sich in die Schlange der Hungrigen einzureihen.
Nach dem Finale lichteten sich auch unsere Reihen. Das glichen wir dadurch aus, daß die ein oder andere Paddlerfrau ins Mannschaftszelt geholt wurde. Nach der Siegerehrung leerte sich das Mannschaftszelt doch erheblich. Alle weiteren Feierwütigen begaben sich um kurz nach 19 Uhr zur Bühne Dort spielte wieder "Der Clou". Der harte Kern von etwas 100 Leuten rockte noch mal richtig ab. "Der Clou" wurde durch Zugabenrufe immer weiter gezwungen. zu Spielen. Erst gegen 22 Uhr hatten sie wirklich die Nase voll. Die ganz Harten in unsererm Team statteten dann noch Heinrich Heine in der Altstadt einen Besuch ab.
Insgesamt gesehen konnten wir einen super Tag erleben. Die Stadtwerke hatten alles klasse organisiert. Ob das nun die Rennen selber, die Verpflegung oder das Rahmenprogramm war, einfach Spitze. Als kleines Dankeschön erhielten unsere beiden Trainer, sowie Herr Tschauko eine CD-Rom der Historischen Gesellschaft der Deutsches Bank. Zumindest Herr Tschauko wird sich sicher darüber sehr freuen, so hat er doch seinerzeit bei der Deutschen Bank in Duisburg eine Ausbildung absolviert.
So bleibt nur noch zu hoffen, daß wir im nächsten Jahr wieder dabei sind und das möglichst erfolgreicher.
Drei Wochen später kam von den Stadtwerken noch ein Schreiben, im dem sie sich für unsere Teilnahme bedankten und speziell darauf hinwiesen, wie viel wir doch zur guten Stimmung beigetragen hätten. Na ja, ein derartiges Schreiben haben wohl alle Firmen bekommen.
Fakten
1. Essener Drachenboot-Festival
07.08.1997
Baldeneysee
12. Platz
16 Teilnehmer
4 Läufe
ca. 2000 Zuschauer
Der Altbier-Express unter Volldampf
Nur so kann das Resümee des 1. Essener Drachenboot - Festival heißen. Von dieser Veranstaltung erfuhren wir erst bei der 2. Düsseldorfer Drachenboot - Regatta. Denn dort wurden Handzettel verteilt. Der Meldeschluß war schon eine Woche später. Auf Initiative von Thomas Bunzel wurde wieder ein Team zusammengestellt. Selbiger übernahm auch gleichzeitig den Posten des Teamleiters und Organisators. Leider erwies sich diese Aufgabe als gar nicht so einfach. Denn Leute während der Sommerferien zu finden, die dann auch eine Woche danach Zeit haben, war problematisch. Für jeden Neuen, der dazu kam, sagten gleich zwei andere wieder ab. Letztendlich gaben 21 Leute ihre Zusage. Zwei erschienen aber am Renntag nicht.
Ein Großteil des Teams traf sich auf der Weseler Straße, um gemeinsam anzureisen. Der Baldeneysee erwies sich als optimaler Austragungsort. Im Regatta - Haus der Stadt Essen war die Rennleitung untergebracht. Nach und nach trafen die einzelnen Boote ein. Dabei mußten die Teams schon zum Aufwärmen anpacken. In Wolfram Faust traf man einen alten Bekannten wieder. Inzwischen fand eine Teamleiterbesprechung statt. Um 12.00 Uhr mittags wurde auf dem Vorplatz des Regattahauses das Festival mit allen Mannschaften eröffnet. Die Team wurden kurz vorgestellt und gaben (meist) unter eigenen Applaus ihre Schlachtrufe zum besten. Danach hieß es dann für alle anpacken, denn die Boote mußten zu Wasser gelassen werden. Und schon ging es los.
Inzwischen machten es sich viele Team auf dem Rasen neben dem Regattahaus bequem. Die Sonne verdrängte die Wolken und so mancher hatte seine Sonnencreme vergessen. Nun galt es für uns eine Teambesprechung abzuhalten. Da zwei Leute nicht gekommen waren, wurde kurzerhand umdisponiert. Hütz jun., der eigentlich als Trommler vorgesehen war, sollte mitpaddeln. Seinen Platz nahm dafür der 10-jährige Mike Beckers ein. Den letzten freien Platz mußte zu seiner eigenen Verwunderung Carsten Beckers Freund Michael einnehmen. Danach hieß es, sich so aufzustellen, wie wir im Boot sitzen wollten. Thomas Bunzel und Michael Haupts erklärten kurz die Technik und den Ablauf. Ein Spion von einem anderen Team stellte sich zu uns. Leider machte er kein Angebot, wieviel ihm denn eine Einweisung ähnlicher Art für sein Team wert sei. Nach einem kurzem rhythmischen Durchzählen bis 10 war im Prinzip alles vor dem 1. Rennen gesagt. Als dann noch der Startschuß für das Eröffnungsrennen fiel, spurtete alles in Richtung Bootssteg, um den ersten Zieleinlauf mitzuerleben. Eigentlich sollten ja noch einige Durchgänge geprobt werden, aber genau das sind die Situationen im Leben jedes Teamleiters, in denen er ganz plötzlich allein auf weiter Flur steht.
Endlich um kurz nach 13.00 Uhr saßen wir im Boot und fuhren Richtung Start. Die Schlachtrufe klappten noch nicht zu 100 %, aber ein wenig Angst haben sie den Gegnern wohl doch gemacht. Leider verschliefen wir im ersten Rennen den Start. Das lag auch daran, daß wir aus der Rückwärtsbewegung kamen. Unser Steuermann hatte uns auch eine ungewohnte Taktik verordnet. Erst fünf starke Schläge, um dann den Rhythmus zu finden. Das beherrschten wir nicht. Wir müssen von Anfang an voll powern. Aber nach späterer Reklamation des Teamleiters wurde bei den nachfolgenden Rennen auf einen korrekten Start gesondert geachtet. Die ersten Meter lagen wir sogar in Front. Leider gingen wir am Ziel nur als Dritter und Letzter über die Linie. Wie sich später herausstellte, verloren wir gegen das Sieger-Team. Aber richtig unzufrieden waren wir anfangs nicht, denn das Tempo war gut, der Rhythmus wurde gehalten. Und die Zeit von 1:17 erstaunte uns.
Als wir nach dem Rennen auf die Anzeigetafel blickten, mußten wir allerdings erkennen, daß viele andere Teams noch wesentlich besser waren. Inzwischen wurde kein Team mehr unter dem Firmennamen geführt, sondern nur noch unter seinem Kampfnamen. Wie gut, daß wir im Paulaner für den Namen Altbier-Express gestimmt hatten.
Vor dem 2. Rennen blieb uns gerade eine Stunde Zeit, die Sachen einigermaßen zu trocknen und etwas zu essen. Auch die Neuen wußten jetzt, worauf es ankam. Die Stimmung stieg immer mehr. Erst recht, wenn wir auf dem Wasser waren. Unsere Zeit verbesserten wir noch mal um satte 3 Sekunden. Was besonders gut für die Psyche war, wir gewannen unser erstes Rennen vor den Drachentötern. Im Zieleinlauf war das aber gar nicht klar. Erst die Bestätigung unseres Trommlers ließ uns laut aufjubeln. Was nun folgte, war eine wilde Spritzerei. Wir versuchten unsere Gegner naß zu machen. Das wir dabei unsere eigenen Leute trafen, vergrößerte den Spaß eher nur.
Nun hatten wir wieder ca. 1 Stunde Pause. Natürlich fing die Rechnerei an. Wo stehen wir ? Leider hatten diese beiden Rennen einiges an Kraft gekostet. So beschloß man die Plätze ein bißchen zu tauschen. Da wir neue Leute dabei hatten, gab es auch neue Tricks, Marotten und Spleens. Dazu gehören: Handschuhe zum Paddeln, beim äußeren Ruderarm den Ärmel wegkleben oder einfach Neopren-Schuhe. Viele saßen nur in Badehose und T-Shirt im Boot und trugen keine Schuhe mehr.
Im 3. Rennen war die Euphorie dann nicht mehr zu stoppen. Unser Schlachtruf ertönte andauernd, dazu ein Zicke Zacke. Natürlich durfte das Altbier-Lied nicht fehlen. Die anderen Teams wurden angerufen und als sie nicht reagierten, kam der Konter: Gegner, wir hören nichts. Diesmal verpennten wir nicht den Start. Die Blutsauger ließen wir 12 Sekunden hinter uns. Um den Sieg entbrannte ein heißer Kampf zwischen uns und dem Team Alles Paletti. Leider mußten doch viele den vorangegangenen Anstrengungen Tribut zahlen und hatten nichts mehr zuzusetzen. So gewann alles Paletti mit 2 Sekunden. Trotzdem war der Jubel bei uns größer. Spätestens jetzt wurde dem Veranstalter klar: Ohne uns wär hier gar nichts (weniger) los. Das blieb auch den Zeitnehmern nicht verborgen. Hätte es einen Stimmungspokal gegeben, wir wären sicher ins Finale gekommen. Diesmal kamen wir noch naßer als vorher an Land. Wir hatten überhaupt keine Chance mehr, unser Sachen vor dem nächsten Rennen trocken zu bekommen.
Mit unseren Zeiten waren wir sehr zufrieden, wenn wir auch nur die 12. Beste Zeit erreicht hatten und im C-Finale standen. In diesem besagten Finale waren alle Gegner in den Vorläufen besser gewesen. Aber jetzt sollte für uns der Höhepunkt folgen. Die Stimmung stieg beständig. Wir pushten uns richtig hoch. Michael Haupts hatte vorher noch 2 Alt für die Starter mit an Bord genommen. Als Steuermann bekamen wir unseren Wolfram Faust. Für ihn gab es sowieso nur eine Taktik: "Wir fahren auf Sieg. Als wir an der Tribüne vorbeifuhren, staunten die Zuschauer nicht schlecht. So wurde doch fast jeder persönlich von uns begrüßt. Danach legten wir einen kurzen Pit-Stop bei den Startern ein, die hocherfreut über ihre Alt waren. Sie versprachen uns einen Meter Vorsprung. Der hätte aber auch nicht zum Sieg gereicht. Die Lautstärke der Schlachtrufe erreichte ungeahnte Höhen.Vorbeifahrende Segler wurden mit dem Spruch: "Segler, huhu , bedacht. Gleiches galt für die DLRG. Als diese zurückwnkten, lautete die Aufforderung: "Komm . Als dann der Startschuß ertönte, sollte das spannendste Rennen des Tages folgen. Denn zwischen Sieger und Viertem (wir) lagen nur 2 Sekunden. Und das Beste dabei: Wir hatten eine neue Bestzeit herausgefahren. Am Ziel wurde der Atem darauf verwandt, uns selbst zu feiern. Und natürlich auch Wolfram Faust ("Und wir haben ein Idol: Wolfram Faust ). Am Steg angekommen, sprangen einige von uns erst mal ins Wasser. Danach war ein Mannschaftsfoto fällig.
Nach Beendigung des A-Finales fand eine große Siegerehrung statt. Die Sieger jedes Finales bekamen einen Pokal, alle Teams eine Urkunde. Den richtigen Rahmen für das Ganze bildeten die auf der Wiese aufgebahrten Drachenboote.
Sportlich haben wir uns bei unserem 2. Auftritt erheblich gesteigert. Und das, obwohl viele neue dabei waren. Viel dazu beigetragen hat sicherlich die Super-Stimmung. Wir mußten lernen, daß 250 Meter auf dem Wasser immer anders ausfallen können. Rhein und Baldeneysee sind anscheinend 2 Paar Schuhe. Inzwischen sind wir bei mehreren Veranstaltern registriert und können hoffen, im nächsten Jahr viele Einladungen zu bekommen. Unsere Erfahrung steigt. Wir haben jedoch noch große Konditionsunterschiede im Team. Während einer auf der Rückfahrt einschlief, bewältigten zwei andere nach der Siegerehrung auf Inline-Skates eine Strecke von ca. 25 km in knapp 45 Minuten rund um den Baldeneysee.